In einer Zeit, in der der §175 erst wenige Jahre alt, die Bigotterie und Falschheit um die Frage wer wen lieben dürfe, jedoch in größter Blüte war, galt der bloße Verdacht sich als Mann mit Männern einzulassen (für Frauen galt dies übrigens nicht!) als gesellschaftliches Kainsmal (Sie merken, ich tanze um bestimmte Begriffe herum, um nicht sofort mit Ü18 abgestraft zu werden). Gleichzeitig traf sich der Kaiser regelmäßig mit einer Gruppe Männer, bei denen recht rasch, sehr klar wurde, dass der unwürdige und erst 1994 (!) abgeschaffte Strafrechtsparagraph ungefähr so wichtig war, wie die Frage, ob man des Nachts über eine gesperrte Straße laufen darf, obschon die Fußgängerampel Rot zeigt.
Ob man nun Frauenkleider trug, sich schwülstige Liebensbriefe zukommen ließ oder sich beim Umblättern der Klaviernoten näher kam - §175 wurde immer wieder – und zu Recht – gezeigt, was er den Freundeskreis des Kaisers mal konnte. Und ziemlich genau 20 Jahre interessierte dieses offene Geheimnis niemanden in Berlin, auch wenn schon Bismarck von „Päderasten“ fabulierte und in vertrauter Runde der böse Spruch: „Finger in den Ar…, der Eulenburg kommt!“ hämisches Lachen provozierte. Doch 1906 will man in konservativen Kreisen eine Politik der Stärke nach Außen durchsetzen und die vermeintlich verweichlichenden Einflüsse, denen der Kaiser ausgesetzt wäre, unterbinden. Und so macht sich ein eigentlich liberaler und keineswegs homophober Publizist zum Werkzeug in einer Schmutzkampagne, die kaum an Widerwärtigkeit zu überbieten ist. Alles, weil ein Mensch einen anderen Menschen liebte…
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00:00 Intro
01:41 Russland und Japan
02:44 Entente Cordiale
03:10 Und nochmal Russland
05:28 Marokko-Krise
09:05 Wilhelms Kindheit
12:41 Philipp zu Eulenburg
14:23 Männerfreundschaft
16:58 Der Skandal
20:19 Tage des Zorns
29:36 Das unrühmliche Ende
Verwendete Quellen u.a.:
Männlichkeit, Politik und Nation –Der Eulenburgskandal im Spiegel europäischer Karikaturen, Claudia Bruns
Skandale im Beraterkreis um Kaiser Wilhelm II, Claudia Bruns
Die Zukunft, Gesamtausgaben 1905 und 1907, Maximilian Harden, Herausgeber
Bürgerleben (https://www.buergerleben.com/)
Württembergisches Landesarchiv (https://www2.landesarchiv-bw.de/)
Lebendiges Museum Online (www.dhm.de/lemo)
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